Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger, Auftut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt Und sieht sich stumm Ringsum Mit langem Gähnen Und schüttelt die Mähnen Und streckt die Glieder Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behend Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor.

Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu Umgeht er den Leu, Grimmig schnurrend, Drauf streckt er sich murrend Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder, Da speit das doppelt geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier; Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll Richtet sich auf, da wirds still; Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern sich die greulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leun Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges, spottenderweis, Wendet sich Fräulein Kunigund: "Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß, Wie Ihr mirs schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf!"

Und der Ritter, in schnellem Lauf, Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger Mit festem Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehns die Ritter und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem Liebesblick — Er verheißt ihm sein nahes Glück — Empfängt ihn Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: "Den Dank, Dame, begehr ich nicht!" Und verläßt sie zur selben Stunde.

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О произведении

  • Название: Der Handschuh

Аннотация: König Franz veranstaltet ein Kampfspiel zwischen wilden Tieren. Inmitten des Spektakels wirft Fräulein Kunigunde ihren Handschuh zwischen die Tiere und fordert Ritter Delorges auf, ihn zu holen, um seine Liebe zu beweisen. Der Ritter steigt mutig hinab, holt den Handschuh und wirft ihn Kunigunde ins Gesicht, da er ihre Herausforderung als unangebrachte Mutprobe ansieht und sie sofort verlässt.

Schiller Friedrich

  • Дата рождения: 10 ноя 1759
  • Дата смерти: 9 май 1805 (45 лет)
  • Произведений в базе: 2

Friedrich Schiller war ein deutscher Dichter, Dramatiker, Historiker und Philosoph, der neben Johann Wolfgang von Goethe als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Klassik gilt. Sein literarisches Schaffen umfasst dramatische Werke, Lyrik und theoretische Schriften, die sich durch ihren idealistischen Charakter und die Auseinandersetzung mit Freiheit, Gerechtigkeit und menschlicher Würde auszeichnen. Schillers Dramen, wie "Die Räuber", "Maria Stuart" und "Wilhelm Tell", thematisieren den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft und haben sich durch ihre emotionale Tiefe und sprachliche Kraft als Meisterwerke der Weltliteratur etabliert. Seine Gedichte, darunter "An die Freude", das später von Ludwig van Beethoven in der 9. Sinfonie vertont wurde, zeugen von einer tiefen humanistischen Überzeugung und einer unerschütterlichen Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit. Schillers Werke sind bis heute von großer kultureller und pädagogischer Bedeutung.

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