1 Tucholsky K. Augen in der Großstadt
Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst Mit deinen Sorgen:
Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst Mit deinen Sorgen:
Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt.
In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad, Mein Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus, Weihnachten war´s; durch alle Gassen scholl Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Der Eichwald brauset, Die Wolken ziehn, Das Mägdlein sitzet An Ufers Grün,
Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen, In diesem Hause wohnte mein Schatz; Sie hat schon längst die Stadt verlassen, Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Die Jahre kommen und gehen, Geschlechter steigen ins Grab, Doch nimmer vergeht die Liebe, Die ich im Herzen hab.
Sie liebten sich beide, doch keiner Wollt’ es dem andern gestehn; Sie sahen sich an so feindlich, Und wollten vor Liebe vergehn.
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